Bücher und Luftballons

Katharina Bregulla / pixelio.de

Ich trenne mich sehr, sehr schwer von Dingen – insbesondere von Büchern. Durch unseren Umzug hat sich nun aber die Gelegenheit ergeben, mal ein paar „Kleinkindbücher“, also Bilderbücher für 1- bis 3-Jährige, auszusortieren. Das Bücherregal hat sonst keinen Platz mehr für Neuzugänge.

Die Entscheidung erleichtert hat mir der Tipp, die aussortierten Bücher bei einem Berliner Medienpoint abzugeben. Das sind Sammelstellen für Medienspenden aller Art, die an Menschen mit geringem Einkommen und an soziale Einrichtungen kostenlos weitergegeben werden. In einem Laden, der als sozialer Treffpunkt dient und in dem Langzeitarbeitslose die Spenden annehmen und verwalten, werden die Bücher, Musik- und Filmkassetten, Spiele etc. präsentiert. Dort kann der Besucher bis zu drei Medien gratis mitnehmen.

Im Medienpoint in Schöneberg wurde ich sehr freundlich empfangen und die Freude über meine Bücherspende war groß. Beim Stöbern habe ich auch gleich „Nachschub“ für unser Bücherregal gefunden, was die Idee des Ausmistens zwar ad absurdum führt, mir aber eine schöne Entdeckung beschert hat. Ein netter Ort, um sich von lieb gewonnenen Büchern zu trennen, denn mein Abschiedsschmerz war doch recht groß. Fast hätte ich bei der Hälfte der Bücher, meine Entscheidung, sie wegzugeben, wieder zurückgenommen. Ob diese Trennungsschwierigkeit als Charaktereigenschaft vererbt wird?

Dazu fiel mir eine Begebenheit mit unserem Sohn an diesem Wochenende ein. Wir waren auf einem Kindergartenfest und hatten einen mit Helium gefüllten Luftballon bekommen. Den ganzen Nachmittag trug der stolze Besitzer den Ballon mit sich herum, bis beim Spielen sich die Schnur vom Arm löste und der Ballon in den Himmel flog. Die Enttäuschung war riesengroß, es war schwer, den kleinen Mann zu beruhigen. Beschwichtigungen, Relativierungen, Ablenkungsversuche, nichts half. Erst die Erklärung, dass der Ballon nun eine große Reise macht und er dabei viele spannende Dinge sieht und Abenteuer erlebt, trug zur Beruhigung bei und tröstete gut.

Diesen Gedanken habe ich nun zum Trost auf unsere Bücher übertragen. Im Medienpoint können sie neue Besitzer finden und ein spannendes zweites Leben mit anderen Kindern führen.

Mehr Infos zu den Berliner Medienpoints gibt es unter http://www.kulturring.org.

Erzähl‘ mal – mit Kamishibai

Vor Kurzem hatte ich vom japanischen Erzähltheater Kamishibai berichtet. Eine Freundin und ich, wir wollen dieses Erzähltheater nun einmal in einem Workshop mit Kindern ausprobieren. Wir sind dafür zu Gast im Kulturcafé Fincan in Berlin-Neukölln und freuen uns über Anmeldungen von Kindern ab 8 Jahren. Zur Anmeldung könnt ihr einfach eine E-Mail schreiben an: wirlesenvor@googlemail.com. Wir basteln gerade am Theater und an unserer Vorführgeschichte und haben viel Freude daran. Hier die genauen Daten zum Workshop:

Wann? am Sonntag, 09. September, 13h30 bis 17h

Wo? Kulturcafé Fincan, Altenbrakerstr. 26, 12051 Berlin-Neukölln

Was? Beim Erzähl- und Bildertheater „Kamishibai“ sollen Kinder ihrer eigenen Kreativität freien Lauf lassen, um die Geschichten aus ihren Köpfen zu locken. Als Unterstützung dienen dazu Bilder anhand derer die Geschichten improvisiert erzählt werden. Die Veranstaltung gliedert sich in zwei Teile. Zuerst können die Kinder das Erzähltheater „Kamishibai“ in einer Beispielvorführung kennen lernen. Danach gibt es einen Workshop bei dem gemeinsam eine eigene Geschichte für das Erzähltheater entwickelt und gemalt wird. Das Ergebnis des Workshops wird am Ende von den Kindern vorgeführt.

Wie geht es weiter? Uwe Timm: Die Zugmaus

Dieses Buch habe ich im Verkehrsmuseum in München entdeckt, in der Eisenbahnabteilung, an einer Hörbuchstation. Die Geschichte passt perfekt zu uns: Es geht ums Reisen. Wir fahren genauso gerne Zug wie die kleine Maus Stefan. Eines ihrer Reiseziele ist Paris, zu dem ich auch eine besondere Verbindung habe, da ich mal einige Zeit dort gelebt habe. Zwar habe ich eine kleine Mäusephobie, so dass ich mich erst an die Helden gewöhnen musste. Aber das Buch vermittelt viel Verständnis für die kleinen Nager und vielleicht kann ich so meine Abneigung noch überwinden.

Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und habe mich aufs Vorlesen gefreut. Nun werde ich aber leider arg auf die Folter gespannt. Unser Sohn bekam nämlich im Laufe der ersten Kapitel Angst vor der Idee, dass eine kleine Maus ohne ihre Eltern, also mutterseelenallein, durch die Welt reist. Seither darf ich nur die ersten und letzten Kapitel vorlesen. Ganz, ganz langsam arbeiten wir uns voran und in Paris sind wir noch lange nicht. Schade, denn ich würde gerne mal wieder – wenn auch nur in Gedanken – einen Ausflug in die französische Hauptstadt machen ….

Dafür kennen wir aber schon die Wiedersehensfreude am Ende, wenn die Zugmaus ihre Eltern wiederfindet. Und das Vorlesen macht auch so Spaß, denn man lernt durch das Buch viele Orte und Länder kennen – auch sprachlich, denn die Figuren sprechen teilweise Dialekt. Unser Sohn versucht sich nun in Schweizerdeutsch, das eine Reisebekanntschaft spricht und ich mehr schlecht als recht vorgelesen habe. Im Zusammenspiel mit den englischen Durchsagen der Deutschen Bahn, die mein Zuhörer mit Leidenschaft nachzusprechen versucht, gibt das ein ganz schönes Kauderwelsch.

Uwe Timm: Die Zugmaus. dtv junior 2003. ab 4 Jahren. 7,20 Euro.

Bilderbuchtage Gießen

Da ich im letzten Beitrag meine Verbindung zu Gießen herausgestellt habe, gleich noch ein Veranstaltungstipp hinterher: Vom 27.08. bis 09.09.2012 finden dort die  so genannten Bilderbuchtage statt – eine sehr schöne Veranstaltungsreihe mit Lesungen und Vorträgen für die ganze Familie.

Als Highlight kann ich die Eröffnung mit der Autorin und Illustratorin Ute Krause in der Stadtbibliothek empfehlen. Ihr Buch „Wann gehen die wieder?“ und die Mini-Fernsehserie „Luzie und die Moffels“, die beim Sandmännchen gezeigt wird, gefallen mir ganz gut. Ihre Illustrationen sind in einer Ausstellung zu sehen.

Lustig wird bestimmt auch die Lesung aus „Cowboy Klaus und das pupsende Pony“, einem derzeitigen Renner auf dem Kinderbuchmarkt.

Hier gibt es das ganze Programm der Bilderbuchtage mit allen Lesungen und genauen Informationen.

Ein nachträglicher Geburtstagsgruß: Fredrik Vahle zum 70. Geburtstag

Schon lange wollte ich mal über Fredrik Vahle schreiben, nun endlich habe ich einen guten Anlass gefunden. Der Sänger und Liedermacher wurde am 24. Juni 70 Jahre alt – was ich leider ein bisschen spät entdeckt habe – und Jubiläen liefern immer Gründe über Künstler zu sprechen. Also herzlichen Glückwunsch nachträglich, lieber Herr Vahle! Ich wünsche Ihnen und ihrem Publikum, dass Sie noch lange Freude am Musikmachen haben.

Da ich als DDR-Kind eher mit Musik von Gerhard Schöne aufgewachsen bin, waren mir die Lieder von Fredrik Vahle neu. Westdeutsche Freundinnen schwärmten mir begeistert von ihren Kinderheitserinnerungen an die Musik vor. In Gießen – in einem dortigen Vorort wohnt der Künstler – konnte ich durch ihn Verbindungen knüpfen, die mir die Stadt und Region ein bisschen erträglicher machten.

So haben sich bei mir in den letzten drei Jahren einige Szenen im Kopf eingenistet und ein Band zur Musik von Fredrik Vahle ist entstanden. Ich mag jedenfalls sehr die CD „Die Hits vom Fritz“ mit insbesondere „Anne Kaffeekanne“ (mein Lieblingslied), „Der Cowboy Jim aus Texas“ oder dem „Katzentanzlied“. Im Frühjahr 2010 haben wir ein sehr schönes Konzert in einer Grundschule besucht. Im Sommersemester 2011 unterrichtete an der Uni Gießen doch just Fredrik Vahle im Raum neben mir. Ich gab mein erstes Proseminar und huschte bei Ukulele-Klängen in den Seminarraum, wo die Studierenden auf mich warteten. Glücklicherweise waren meine Seminarteilnehmer sehr engagiert, sonst wäre die Versuchung zu groß gewesen, meine Sitzung früher zu beenden, um noch ein wenig Fredrik Vahle zu lauschen. Gerne hätte ich auch mal ein Seminar bei ihm besucht – aber das ist leider Musikpädagogikstudierenden vorbehalten.

Die Musik von Fredrik Vahle repräsentiert für mich ein gewisses bundesdeutsches Milieu, das seine Blütezeit in den 1980er Jahren hatte. Seine bekanntesten Kompositionen sind gesellschaftlich engagiert und greifen Themen wie Umweltschutz, Integration von Ausländern, Arbeitslosigkeit oder den Wunsch nach Frieden auf. Seine Musik integriert Elemente der Popmusik, des Folk und traditioneller Volksmusik aus vielen Ländern. In den letzten Jahren komponierte er vor allem „neue Bewegungslieder“, die ich noch nicht so gut kenne. Bei Beltz&Gelberg sind im Juni anlässlich des Geburtstages Geschichten und Gedichte von Fredrik Vahle mit lllustrationen von Verena Ballhaus erschienen.

Fredrik Vahle und Verena Ballhaus: Ich und du und der Drache Fu. Geschichten und Gedichte. Beltz&Gelberg 2012. ab 6 Jahren. 14,95 Euro.

Hier gibt es eine Übersicht über Konzerte mit Fredrik Vahle.