Statt fliegen: Bahn fahren!

leselokIm letzten Beitrag ging es ums Fliegen – heute ums Bahnfahren und das Vorlesen. Wir sind leidenschaftliche Bahnfahrer und haben schon tausende Kilometer in Zügen zurückgelegt. Das Vorlesen gehört immer dazu! Mein persönlicher Rekord liegt bei 60 Seiten aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ am Stück während einer fünfeinhalbstündigen Bahnfahrt.

Schon lange brennt mir deshalb ein Artikel über die „Leselok“, das Kindermagazin der Bahn, (hier ein Link zu einer älteren Ausgabe) unter den Nägeln, die wir seit ca. 1,5 Jahren kennen und die unser Sohn sich bei jeder Zugfahrt mit dem ICE im Bordrestaurant holen möchte. Im Restaurant gib es dann meist noch ein Geschenk dazu. Die Marketing-Strategie der Bahn funktioniert in diesem Fall allerbestens. Eis, Smoothies, Buntstifte oder eine Spielzeugeisenbahn haben schon manche Fahrt kurzweiliger gestaltet.

Die Texte in der „Leselok“ muss ich meist mehrere Male vorlesen und oft fand ich die Themen selbst auch ganz interessant: Wie wird ein ICE repariert und modernisiert? Welche Zugtypen gibt es? Was passiert bei den Zugüberprüfungen in den Eisenbahnwerkstätten? Da überdeckte meine Freude über den Wissenszuwachs das dumpfe Gefühl der Manipulation meines Kindes (die ich als Elternteil auszubaden habe, wenn mein Kind quengelnd im Supermarkt vor dem Smoothies-Regal steht).

In der letzten Ausgabe (02/2013 – Titel: „Bahn frei für Kinder“) wurde es mir dann aber ein bisschen zu viel: Im Artikel über die Zugbegleiterin ging es zu einem großen Teil darum, was man alles im ICE kaufen kann – es gibt nämlich jetzt ein Kindermenü im Bordbistro. Ich selbst habe noch nie etwas im Bordrestaurant gegessen – da schrillen bei mir alle Zu-Teuer-Alarmglocken auf einmal, das liegt außerhalb meines geistigen und finanziellen Horizonts. Im Zug hat man doch sein Proviant dabei! Und so kam ich mir reichlich merkwürdig vor beim Vorlesen und die Werbung fürs Kindermenü habe ich mit dem Arm immer abgedeckt, damit mein Sohn nicht auf „dumme Gedanken“ kommt.

Dafür machte die Leseprobe mir ausnahmsweise mal wirklich Lust auf ein Buch: „Sommer ist barfuß“ von Anna Herzog mit prima Illustrationen von Susanne Göhlich erschien mir witzig und interessant. Sehr schön fand ich auch den Comic mit dem kleinen ICE, den es zum ersten Mal gab. So kann es weitergehen mit der „Leselok“ – ohne zu viel Konsumierungs- und Eigenwerbung, die nervt. Denn eigentlich ist das Bahnfahren an sich ja schon schön genug, bei unserem Sohn muss man dafür keine Werbung mehr machen.

(Nicht-) Urlaubslektüre: „Viegelchen will fliegen“ von Joke van Leuuwen

viegelchenIn Berlin (und fast überalle anderswo auch) ist Ferienzeit, Urlaubszeit. Mein Sommerprogramm sieht leider keinen Urlaub vor. Aber irgendwohin fliegen würde ich schon gerne.

So wie Viegelchen, ein kleines vogelähnliches Wesen, das der Vogelbeobachter Warre eines Tages unter einem Strauch findet.  Er nimmt es mit nach Hause und seine Frau Tine beschließt, dass das Wesen bei ihnen wohnen soll und sie für es sorgen möchten. Viegelchen lernt sprechen und wenn sie einen weiten Mantel trägt, sieht man ihre Flügel nicht. Man könnte meinen, sie wäre ein Menschenkind. Doch eines Tages fliegt sie davon. Warre und Tine suchen verzweifelt nach ihr – finden auch eine Spur und treffen sie, um Tschüss und Lebwohl sagen zu können.

Ich mag diese Geschichte sehr, sehr gerne – nicht nur, weil ich die Autorin einmal persönlich kennen lernen durfte, in einer guten Zeit. Die Geschichte ist so schön einfach, klar und witzig erzählt. Beim Lesen fühle ich mich auch immer ein bisschen kribbelig, zum Davonfliegen und gleichzeitig zum Zurückkommen. Denn das Engagement mit dem sich vor allem Tine um das Viegelchen kümmert, hat etwas sehr Rührendes und ich fühle mich in meinen Muttergefühlen erkannt. Tine schafft es dann sehr gut, ihr Viegelchen fliegen zu lassen – mit einem richtigen Abschied und guten Wünschen für den weiteren Weg.

P.S. Das ist kein Abschiedspost für den Blog … Die Ideen für Beiträge fließen noch, in den nächsten Wochen ist auch etwas mehr Zeit zum Schreiben (ohne jetzt zu viel versprechen zu wollen).