In den letzten Tagen habe ich mir ein paar Gedanken über Weihnachtsbücher gemacht. Und dabei leider keine Ordnung in meine Gedanken bekommen. Ich hätte euch gerne eine Systematik präsentiert, aber die habe ich nicht gefunden. Es gibt so viele Weihnachtsgeschichten und ich habe bisher nur eine Handvoll gelesen. So habe ich mich entschieden, mal zwei unterschiedliche Bücher vorzustellen, die das Spektrum der Weihnachtsgeschichten repräsentieren. Beide bedienen sehr unterschiedliche Geschmäcker und die „idealen Weihnachtsbücher“ sind sie für mich nicht unbedingt, sie bieten eher Stoff für Diskussionen.
Los geht’s mit einem sehr ausgefallenen, exotischen Buch und einer berühmten und umstrittenen Figur, nämlich Babar, der Elefant.
Einem breiten Publikum bekannt geworden ist der Elefant durch Fernseh- und Zeichentrickserien. Die erste Geschichte in Buchform erschien 1931 (L’histoire de Babar) in Frankreich und erzählt das Schicksal eines Elefantenwaisenjungen. Nach der Ermordung seiner Mutter durch Jäger landet Babar in einer Stadt. Dort nimmt ihn eine alte Frau unter ihre Fittiche und erzieht ihn wie ein Menschenkind. Als junger Mann kehrt er in den Urwald zurück. Da der alte König der Elefanten an einer Pilzvergiftung gestorben ist, nimmt Babar dessen Platz ein. Er macht seine Cousine Celeste zur Königin. Er gründet die Stadt Celesteville, wo die Elefanten nach dem Vorbild der menschlichen Zivilisation leben. Sieben Geschichten über den Elefantenkönig und seine Freunde schrieb Jean de Brunhoff bis 1941, später wurde die Serie durch seinen Sohn fortgesetzt.
In „Babar und der Weihnachtsmann“ hört der Affe Zephir von einem geheimnisvollen alten Mann, der Kindern Geschenke bringt. Er berichtet den Elefantenkindern in Celesteville davon und schlägt vor, diesen sogenannten Weihnachtsmann einzuladen. Leider bekommen die kleinen Elefanten keine Antwort auf ihren Einladungsbrief und so beschließt König Babar, sich auf die Suche nach dem Weihnachtsmann zu machen. Er fährt zuerst nach Paris und erfährt dort von einem Professor, dass der alte Mann mit dem weißen Bart in einem Ort namens PRIMNESTWE lebt. Babar macht sich auf die Reise dorthin und nimmt einen kleinen Hund mit, der gut schnüffeln und Spuren finden kann. Und tatsächlich findet der Hund die richtige Spur und einige Bergzwerglein, die die Weihnachtshöhle bewachen. Durch einen dramatischen und gleichzeitig glücklichen Zufall landet Babar an seinem Ziel und er kann den Weihnachtsmann fragen, ob er ins Land der Elefanten mitkommen möchte. So ergibt es sich, dass der alte Mann einen Erholungsurlaub in Afrika unternimmt.
So exotisch diese Reise des Weihnachtsmannes anmutet, so ausgefallen erscheint das ganze Buch. Es kommt in einem großen Format daher, als Schriftart wurde eine Schreibschrift gewählt, eine Art Schulausgangssschrift mit französischen Buchstaben. Die sehr flächigen Illustrationen schaffen eine leichte und helle Atmosphäre, die sich stark abhebt von all den gemütlichen, anheimelnden, weich gezeichneten Bildern, die man sonst in Weihnachtsbüchern so findet. Gut gefällt mir dabei eine Doppelseite, auf der die Weihnachtshöhle mit viele Kammern und Aufzügen abgebildet ist.
Skeptisch bin ich, was die „Ideologie“ der Geschichte angeht. Es wird stark hervorgehoben, dass der Weihnachtsmann vor allem eingeladen wird, weil er Spielzeuggeschenke bringt. Zudem haftet den Babar-Geschichten ein bitterer Beigeschmack an, denn man kann ihnen durchaus den Vorwurf eines kolonialistischen Blicks machen. Der Elefantenkönig Babar bringt den armen Wilden in Afrika die Kultur aus Europa. Nun muss sogar der europäische und menschliche Weihnachtsmann das Fest der Elefanten bereichern. Da sollte ich mich mal noch nach einem Buch umschauen, in dem Weihnachtsbräuche aus verschiedenen Kulturen vorgestellt werden.
Jean de Brunhoff: Babar und der Weihnachtsmann. Diogenes Verlag 3. Auflage 2006. 19,90 Euro. ab 5 Jahren.
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