Ein Geburtstagsgeschenk und Glücksbringer: „Der schwarze Hund“ von Levi Pinfold

schwarze hundDer fünfte Geburtstag ist vorbei. Es war schön. Und es fing gut an am Morgen. Mit einem kurzen, aber umso wertvolleren Blick in ein Geburtstagsgeschenk – in ein wunderbares, etwas schräges, dafür aber Mut machendes Buch.

Die Geschichte geht so: Vor dem Haus der Familie Hoop steht ein schwarzer Hund. Vater Hoop sieht ihn zuerst, erschrickt und weiß nicht, was er tun soll. Seine Ratlosigkeit überträgt sich auf die anderen Familienmitglieder. In ihrer Panik wächst der Hund und nimmt gigantische Ausmaße an. Bis das jüngste Kind, Klein Hoop, nach draußen geht und mit dem Tier spricht. Als der Hund an ihr schnüffelt, läuft sie weg, denkt sich aber dabei Zaubersprüche aus, die das Ungetüm schrumpfen lassen. Es funktioniert tatsächlich, schließlich passt der Hund durch die Katzenklappe und kann der Familie vorgestellt werden.

Die Atmosphäre des Bilderbuchs erinnert zuerst an Edgar-Wallace-Filme. Auf dem Cover ist ein einsames, sehr spitzgiebliges Haus in einem Schneewald abgebildet. So sehen Spukhäuser aus. Die kleinen Vignetten in Sepia, die den Text begleiten, beschwören eine vergangene, märchenhafte Zeit. Dafür sind die ganzseitigen Bilder auf der rechten Seite gespickt mit Alltagsszenen: Die Mutter gießt sich einen Kaffee ein, ein Kind putzt die Zähne, ein anderes wacht aus dem Schlaf auf. Das jüngste Kind schließlich tritt dem riesigen Hund gegenüber und blickt in überdimensionale, feuchte, glänzende Nüstern und warme, treuherzige Augen.

Dieses Bild beeindruckt durch seine Größe. Der Betrachter soll den Hund aus der Perspektive von Klein Hoop wahrnehmen. Dennoch wurde das Kind in der Bild integriert, um die Größneverhältnisse zu verdeutlichen. Mich irritiert diese Perspektive ein wenig – aber egal, denn dann geht es gleich mit der aufregenden Verfolgungsjagd weiter und man kann zusehene, wie der schwarze Hund mehr und mehr schrumpft. Bis die beiden das Haus der Familie Hoop erreichen und sich am Ende alle gemütlich am Kamin versammeln.

Manchmal stehe ich Herauforderungen auch so gegenüber wie die Familie Hoop dem schwarzen Hund. Mit dem Mut, den auch Klein Hoop hatte, klappt es dann meistens ganz gut. Nur Zaubersprüche fehlen mir manchmal, da könnte ich noch mehr gebrauchen. Wie haltet ihr es mit Zaubersprüchen? Kennt ihr eine empfehlenswerte Sammlung oder denkt ihr euch lieber selbst welche aus?

Geburtstagsvorbereitungen und Arbeit: Sven Nordquists „Eine Geburtstagstorte für die Katze“

findus geburtstagstorteDer fünfte Geburtstag naht und ist gerade natürlich ein großes Thema. Da passt eine Pettersson-und-Findus-Geschichte mal wieder ganz prima. Die anderen Bände aus der Reihe, die wir bisher gelesen haben, fand ich ganz nett, aber nicht umwerfend. Das Geburtstagsbuch hat mich nun „gepackt“, denn ich fühlte mich so schön an mir sehr bekannte Situationen erinnert – so erfinderisch, verträumt und ungeschickt wie Pettersson bin ich auch manchmal.

Die Geschichte geht so: Pettersson möchte für Findus eine Geburtstagstorte backen. Für den Teig braucht der Bäcker Mehl, das er nicht mehr im Haus hat. Also möchte er ins Dorf fahren, um welches zu besorgen. Leider ist der Fahrradhinterreifen platt. Das Werkzeug für die Reparatur ist im Tischlerschuppen (N.B: Tischlerschuppen gehören scheinbar in jedes schwedische Kinderbuch. Warum? Gibt es heute noch Tischlerschuppen in Schweden?). Dummerweise ist der Schlüssel verschwunden. Schnell finden Pettersson und Findus den Schlüssel im Brunnen. Mit einer Angel könnten sie ihn herausfischen. Der alte Mann besitzt sogar eine Angel, die liegt auf dem Speicher vom Tischlerschuppen. Zum Speicher kann man durch die Dachluke klettern, man benötigt nur eine Leiter. Die Leiter wird nur unglücklicherweise von Nachbar Anderssons Stier bewacht. Den müssten die beiden Freunde erst weglocken. Mit einer gelb-roten Gardine, die Pettersson um Findus‘ Schwanz wickelt, gelingt es, freien Zugang zur Leiter zu bekommen. Dabei passiert allerdings ein Unglück und alle Eier für den Kuchenteig gehen zu Bruch. Pettersson und Findus geben aber nicht auf und es gelingt schließlich doch, die Angel zu holen, den Schlüssel aus dem Brunnen zu fischen, den Schuppen aufzuschließen, das Fahrrad zu reparieren, Mehl zu kaufen und eine wunderbare Geburtstagstorte zu backen.

Meine Geschichte geht so: An der Arbeit muss ein Brief geschrieben werden. Da das Büro vor kurzem umgezogen ist, hat sich die Adresse geändert und das Briefpapier musste neu bestellt werden. Bis neues Briefpapier da ist, muss der Briefkopf ausgedruckt werden. Leider sind noch nicht alle Drucker angeschlossen, so dass ein Farbausdruck nicht möglich ist. Also muss ich auf einen Copy-Shop ausweichen. Ich nehme meinen USB-Stick mit zum Copy-Shop und öffne dort am Computer die Datei. Unglücklicherweise benutzt mein Arbeitgeber eine eigene Schriftart, die in der Textverarbeitung des Copy-Shops nicht installiert ist. Also muss ich nochmal ins Büro zurück, um ein pdf-Dokument zu erstellen. Da ich neu bin, habe ich noch keinen Schlüssel fürs Büro, die Kollegen sind alle schon nach Hause gegangen. Und ich komme mir am Ende des Tages vor wie Pettersson, über den es heißt:

„Die Leute behaupteten, Pettersson sei verrückt. Die Leute reden ja so viel. Man weiß nicht, was man glauben soll. Er war schon manchmal ein bißchen vergeßlich und zerstreut, so wie andere war er jedenfalls nicht. Er lebte allein und redete mit seiner Katze. Das wäre ja gar nicht mal so schlimm, wenn da nicht die Sache gewesen wäre, von der Gustavsson erzählte. Die Sache mit dem Pfannkuchenteig. Da war Pettersson übers Dach geklettert, als er im Dorf einkaufen wollte. Und der Katze hatte er eine Gardine an den Schwanz gebunden.“

Hoffentlich geht die Zubereitung der leckeren Pfannkuchentorte mit Himbeer-Quark-Sahne zum Geburtstag problemloser über die Bühne.

Sven Nordquist: Eine Geburtstagstorte für die Katze. Verlag Friedrich Oetinger 1984. ab 4 Jahren. 17,95 Euro.

Endspurt! Urzeitroboter 10. Teil: „Keine Sorge, Paulchen!“ von David Melling, „Opa Jan und der turbulente Geburtstag“ von Marius van Dokkum, „Hexe Hatschi macht Geschichten“ von Brigitte Endres und Andrea Hebroch

Ich muss es zugeben: ein wenig hat mein Urzeitroboter-Elan in den letzten Wochen nachgelassen. Zwölf Buchbesprechungen hintereinander sind wirklich ganz schön viel … Daher kürze ich nun zum Ende hin die Prozedur etwas ab und beschränke die Vorstellung der letzten drei Bücher auf ein kurzes Fazit. Das ist ungerecht für die Bücher, die irgendwie nach ganz unten gerutscht sind auf meinem Stapel, ich weiß. Nun wurde aber sogar noch der Einsendeschluss für die Bewertungen nach vorne verlegt, weil meine Jury-KollegInnen scheinbar so fleißig waren und es stehen noch so so viele neue Themen aus.

Hier die Kurzurteile:

David Melling: Keine Sorge, Paulchen. Oetinger Verlag 2011. ab 3 Jahren. 12,95 Euro.

Eine neue Geschichte für jüngere Kinder vom renommierten, britischen Zeichner David Melling, der für seinen Humor bekannt ist. Die großen Bären sind sehr niedlich. Die Geschichte um ein Missgeschick mit einer Wollmütze, das verschiedene Tiere mit unterschiedlichen Vorschlägen beheben möchten, hat für mich nichts Besonderes. Lustig ist das Verzeichnis verschiedener Mützensorten am Ende des Buches. Vom tapsigen Bären Paulchen gibt es noch zwei weitere Bände.

Marius van Dokkum: Opa Jan und der turbulente Geburtstag. Esslinger-Verlag 2012. ab 3 Jahren. 12,90 Euro.

Der Titel hält, was er verspricht: Die Geschichte ist wirklich turbulent. An seinem Geburtstag steckt Opa Jan in der Toilettenschüssel fest, erlebt ein Flugabenteuer und badet im Froschteich. Die Schadenfreude wird mal wieder bedient, Slapstick halt. Opa Jan nimmt alles mit sehr viel Humor hin und am Ende erscheint es allen wie ein gelungener Tag … Die Bilder sind ebenso quirlig wie die Geschichte, aber nicht überfrachtet. Eigentlich ein sehr nettes Buch.

Brigitte Endres: Hexe Hatschi macht Geschichten. Coppenrath-Verlag 2011 ab 5 Jahren. 12,90 Euro.

Hatschi ist eine Hexe, aber sie will gar keine sein. Lieber wäre sie ein ganz normales Kind. Aber Hastchi ist eine Niesehexe, die beim Niesen hext und zwar immer lauter unvorhergesehene Dinge. Ihre Hexentante hilft ihr dann meist dabei, den Schaden aus den Hexereien wieder gut zu machen … Ich war noch nie von Bibi Bloxberg begeistert und musste bei diesen Geschichten immer gähnen.

In den nächsten Tagen folgt dann die Bekanntgabe meiner drei Favoriten.