Erzähl‘ mal – mit Kamishibai

Vor Kurzem hatte ich vom japanischen Erzähltheater Kamishibai berichtet. Eine Freundin und ich, wir wollen dieses Erzähltheater nun einmal in einem Workshop mit Kindern ausprobieren. Wir sind dafür zu Gast im Kulturcafé Fincan in Berlin-Neukölln und freuen uns über Anmeldungen von Kindern ab 8 Jahren. Zur Anmeldung könnt ihr einfach eine E-Mail schreiben an: wirlesenvor@googlemail.com. Wir basteln gerade am Theater und an unserer Vorführgeschichte und haben viel Freude daran. Hier die genauen Daten zum Workshop:

Wann? am Sonntag, 09. September, 13h30 bis 17h

Wo? Kulturcafé Fincan, Altenbrakerstr. 26, 12051 Berlin-Neukölln

Was? Beim Erzähl- und Bildertheater „Kamishibai“ sollen Kinder ihrer eigenen Kreativität freien Lauf lassen, um die Geschichten aus ihren Köpfen zu locken. Als Unterstützung dienen dazu Bilder anhand derer die Geschichten improvisiert erzählt werden. Die Veranstaltung gliedert sich in zwei Teile. Zuerst können die Kinder das Erzähltheater „Kamishibai“ in einer Beispielvorführung kennen lernen. Danach gibt es einen Workshop bei dem gemeinsam eine eigene Geschichte für das Erzähltheater entwickelt und gemalt wird. Das Ergebnis des Workshops wird am Ende von den Kindern vorgeführt.

Nochmal Japan: Erzählkunst

Neben den Eisenbahnbüchern machte mich meine Freundin in Japan noch auf ein weiteres kulturelles Phänomen aufmerksam, das in der japanischen Kinderliteratur und Populärkultur eine Rolle spielt und mich sehr fasziniert hat: das Kamishibai, japanisches Papiertheater.

Entstanden ist diese Form des öffentlichen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Süßigkeitenverkäufer fuhren mit dem Fahrrad durch die Dörfer und Städte. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt, in die er die Geschichtstafeln einlegte und seine Geschichten vortrug. Mit einem Bühnenmodell aus Holz entsteht so eine angeleitete gesellige Form des Erzählens, in dem eine kindorientierte Geschichte in szenischer Abfolge von Bildern präsentiert wird. Die Vorstellung war jeweils kostenlos, den Unterhalt verdiente sich der Erzähler mit dem Verkauf von Süßigkeiten.

Mit der Einführung des Fernsehens verschwand diese Kunst des Erzählens. In Deutschland setzen es GrunschullehrerInnen und ErzieherInnen heute manchmal ein, um das Geschichtenerzählen zu fördern. Insbesondere Märchenerzählungen können so durch Bilder ergänzt werden. Es gibt auch bei uns Kamishibai-Rahmen und Bildkarten zu kaufen.

In Allen Says Geschichte „Kamishibai Man“ wird von einem alten Mann berichtet, der früher als Kamishibai-Erzähler seinen Lebensunterhalt verdiente. Er denkt voller Melancholie an sein früheres Leben und beschließt, noch einmal als Kamishibai-Erzähler in die Stadt zu fahren. Dabei macht er erstaunliche Entdeckungen. Leider wurde dieses Buch noch nicht ins Deutsche übersetzt. Ich bin aber sehr neugierig darauf und werde es mir noch anschauen. Und außerdem würde ich sehr gerne mal ein Kamishibai ausprobieren. Aber damit warte ich lieber noch bis die Tage kürzer, die Abende länger und die Sonntage richtig verregnet werden …

Allen Say: Kamishibai Man. Houghton Mifflin Verlag 2005. ab 4 Jahren. 13,20 Euro.