Urzeitroboter 4. Teil: „Das bewegte Buch“ von Die Krickelkrakels

Nach der Schadenfreude und der Fröhlichkeit habe ich mit dem vierten Buch aus der „Urzeitroboter“-Serie eine neue Art von Humor bei unserem Sohn entdeckt: die Anarchie. Nicht dass anarchistische Anwandlungen nicht schon längst bei ihm zu Tage getreten wären. Aber dieses Buch zeigt spielerisch eine Seite von Drei- und Vierjährigen, die mal mehr, mal weniger ausgeprägt, den Alltag oft genug bestimmt: das nicht zu tun, was von ihnen verlangt wird, Grenzen auszutesten, Dinge auf den Kopf zu stellen. Was in diesem Buch tatsächlich wörtlich genommen werden kann.

„Das bewegte Buch“ des Illustratorenkollektivs „Die Krickelkrakels“ ist ein so genanntes Mitmachbuch, d.h. die kleinen Leser werden auf jeder Seite aufgefordert, etwas zu tun. Ein Lied singen, einen gezeichneten Frosch küssen, marsianisch sprechen, das Buch schütteln, in einem Labyrinth den richtigen Weg finden. Durch die Aktionen wird die „Handlung“ des Buches vorangetrieben. Unserem Sohn macht nun am meisten Spaß, die Anweisungen auf den Seiten demonstrativ zu verneinen und oder sie auf den Kopf zu stellen, nicht zu tun, was von ihm verlangt wird. Das erhöht den Spaßfaktor des Buches, der sowieso schon recht hoch ist, noch einmal ungemein, denn in diesem Fall sind es ja nicht meine Anweisungen, die missachtet werden. Und ein bisschen Anarchie tut im Alltag immer gut … Ein super Buch zum Verschenken übrigens, finde ich.

Mein Fazit: Macht Eltern und Kindern viel Spaß. (plus) Den Illustrationen merkt man an, dass sie von verschiedenen Zeichnern stammen, was aber viel Abwechslung bringt. (plus) Die Einfälle sind witzig und innovativ. (plus)

Die Krickelkrakels: Das bewegte Buch. Oetinger Verlag 2011. ab 4 Jahren. 12,95 Euro.

Urzeitroboter 3. Teil: „10 kleine Schafe“ von Franziska Gehm und Marina Rachner

Das nächste Buch auf der Nominierungsliste des „Urzeitroboters“ passt sehr gut in meine Überlegungen zum Blog. Es ist in Reimen geschrieben und über gereimte Bilderbücher denke ich schon länger nach.

Seit dem Erfolg des „Grüffelo“ scheint es ein Muss für erfolgreiche Werke in diesem Bereich zu sein, Geschichten in Verse zu verpacken – ohne lyrisch zu sein. Dabei finde ich die Inflation des Reimens ein wenig nervig, denn oft genug funktionieren die Verse nicht besonders gut. Der Rhythmus holpert, hässliche Wörter und Lautmalereien müssen Lücken büßen, die Geschichten verschwinden hinter der unbedingt gewollten Melodie.

Bei „10 kleine Schafe“ funktionieren die Reime jedoch ganz gut. Das Buch greift das vielfach verwendete Zehner-Motiv auf, um Kinder an das Zählen, kombiniert mit der Herausstellung von Farben, heranzuführen. Auf jeder Seite wird ein Schaf mit einer bestimmten Aktivität zu einer Gruppe hinzugefügt. Am Ende trennt sich das Schafgespann wieder und die Individualität jedes Tiers wird noch einmal hervorgehoben, um die Geschichte von vorn beginnen zu lassen.

Einige Reime bestätigten ansatzweise meine Vorurteile gegenüber diesem Bilderbuchprinzip, brachten mich aber auch zum Nachdenken über die Funktionsweise gereimter Bilderbücher, z.B. dieser: „Es waren mal 6 Schafe. Das 6. Schaf war pink. // Sein Lieblingsspiel war Bocksprung, denn es sprang weit und flink. // Mit großem Anlauf und viel Schwung, im schnellen Schafsgalopp, // sprang es über jedes Schaf, hü-hüpf, hü-hepp, hü-hopp.“

Ich fragte mich, was Kinder wohl mit dem Wort „Bocksprung“ anfangen? Oder „Schafsgalopp“? Da kommen dann die Illustrationen ins Spiel. Sie zeigen ja die Situation, zu der die Worte passen und so erschließt sich auch das Wort „Bocksprung“. In der Kombination von Text und Bild wird dann das lustige Potential von „10 kleine Schafe“ deutlich: Die Protagonisten sind sehr fröhlich, lachen viel, haben Spaß bei ihren Aktivitäten. Die Farben der Bilder sind sehr angenehm fürs Auge. Die Reime unterstützen den Eindruck des Spielerischen, der dem ganzen Buch anhaftet. Und so erklärt es sich, dass unser Sohn, der normalerweise recht sparsam mit wertenden Kommentaren umgeht, tatsächlich äußerte: „Mama, das ist lustig!“ – ohne dass ich eine Wertung durch Lachen oder das Verstellen der Stimme vorgegeben hätte.

Mein Fazit: „10 kleine Schafe“ spricht Kinder durch einen sehr spielerischen Eindruck perfekt an. (plus) Der Humor ist hier fröhlich, bunt, hell, freundlich. (neutral) Das Buch greift auf viele bewährte Rezepte zurück. (neutral) Es erschien 2011 in der zweiten Auflage. (neutral)

Franziska Gehm und Marina Rachner: 10 kleine Schafe. Von 1 bis 10 im Schafumdreh’n. Loewe Verlag 2011. ab 2 Jahren. 7,95 Euro.

Spaß in Eis und Schnee: „10 kleine Pinguine“ von Joëlle Jolivet und Jean-Luc Fromental

Bei den momentanen Kühlschranktemperaturen draußen wäre ich manchmal gern ein Pinguin, der perfekt an die eisigen Wetterverhältnisse angepasst ist. Ich mag die kleinen Herren im Frack, die so lustig watscheln. Vom französischen Autoren-Illustrations-Duo Joëlle Jolivet und Jean-Luc Fromental, dessen Bildersprache mich sehr beeindruckt, gibt es gleich zwei Bilderbücher, in denen Pinguine die Hauptrolle spielen. Im ersten mit dem Titel „365 Pinguine“ bekommt eine Familie am 1. Januar ein Paket mit einem Pinguin, der in einem Brief um Futter bittet. Am nächsten Tag kommt der zweite Pinguin, der um Hilfe fragt und so steht jeden Tag ein Pinguin mehr vor der Tür. Mit jedem neuen Besucher wird das Chaos in der Wohnung der Familie größer. Dieses Buch steht noch auf meinem Wunschzettel. Das riesige Format (36,2cm x 28,4cm) hat mich bisher ein wenig abgeschreckt, denn das passt nicht in unser Bücherregal …

Stattdessen habe ich das andere Pinguin-Werk besorgt: „10 kleine Pinguine“, ein Pop-Up-Bilderbuch, in dem die lustige Geschichte von 10 kleinen Frackträgern, die einer nach dem anderen der Gruppe abhanden kommen, in Reimen erzählt wird. Einer fällt ins Wasser, einer fährt mit einem Schiff davon, einer verirrt sich im Korallenriff usw. Dabei kann man durch Zieh- und Drehmechanismen das Verschwinden der Pinguine selbst in die Hand nehmen. Die kleinen Pop-Up-Bühnen sind sehr raffiniert aufgebaut und funktionieren wirklich prima, auch nach öfterem Hin- und Herschieben der Pfeile. Ein wenig stören mich die Reime, die die tollen Bilder begleiten.  In einigen Versen stimmt der Rhythmus überhaupt nicht. Wortneuschöpfungen wie „Sümpf“, was sich dann auf „fünf“ reimen soll, wirken bemüht. Leider habe ich das französische Original nicht, um zu überprüfen, ob die Reime auch dort so holpern. Die Übersetzerin Ebi Naumann hatte jedenfalls eine sehr schwierige Aufgabe zu bewältigen und für 10 süße kleine Pinguine nehme ich gerne die ungelenken Verse in Kauf.

Joëlle Jolivet und Jean-Luc Fromental: 365 Pinguine. Carlsen Verlag 2008. ab 5 Jahren. 16,00 Euro.

Joëlle Jolivet und Jean-Luc Fromental: 10 kleine Pinguine. Carlsen Verlag 2010. ab 3 Jahren. 14,90 Euro.

Was man alles mit Büchern anstellen kann: Für die Allerkleinsten

Ich bin immer wieder erstaunt, was man alles mit Büchern anstellen kann und was sich schlaue Menschen einfallen lassen, um das Medium Buch in das Weltentdecken und Lernen von Babys und Kleinkindern einzubeziehen. Es gibt Fühlbücher, Klappenbücher, Gucklochbücher, Kugelbücher, Schiebebücher und und und

Eine Idee fand ich kürzlich sehr interessant. Ein kurzer Blick in die Bewertungen bei einem Internetbuchhändler wies dann aber auf ein Problem von Babyspielzeug, an das ich ich mich nur allzu lebhaft erinnere: Die Vorstellungen der Hersteller wollen partout nicht zum tatsächlichen Gebrauch, den die Babys davon machen, passen. Unsere Schnuffltücher konnten noch so viele hübsche Stofffähnchen haben, gelutscht hat unser Kind nur an den „echten“ Etiketten.

Genauso scheint es bei  „Mein erstes Buch zum Anbeißen“ zu sein. Das Pappbuch hat Plastikecken, die mit Einkerbungen und Riffelungen versehen sind. Perfekt also für 10 Monate alte, zahnende Babys. Leider war es produktionstechnisch scheinbar nur möglich, die beiden äußeren Kanten mit Plastikecken zu versehen. Die Bindungsecken weisen keinen Schutz auf, so dass sie schnell durch- und aufgeweicht sind, vom intensiven Dranlutschen … Vielleicht weicht man im Alter von 6 Monaten erst mal lieber auf Stoffbücher aus.

Regina Schwarz / Katja Senner: Mein erstes Buch zum Anbeißen. Ravensburger Verlag 2011. ab 6 Monaten. 8,99 Euro.

Vorfreude oder was man mit diesem Buch wohl anfangen kann?

Ich habe ein Geburtstagsgeschenk gekauft, bei dem ich selbst noch nicht weiß, ob es funktioniert. Das Klappbilderbuch „Krogufant“ von Sara Ball soll eine kleine Prinzessin, die ihren vierten Geburtstag feiert, erheitern. Mal sehen, ob es klappt. Das Buch besteht aus 12 Tierseiten, die in drei Teile aufgeteilt sind, und somit ergeben sich über 1700 Phantasietiere (laut Klappentext), mit denen man viel Spaß haben kann.

Falls der Spaß schon nach ein paar Mal Durchblättern vorbei sein sollte, habe ich mir einige Fragen ausgedacht, die das Gespräch über die Phantasietiere am Laufen halten könnten:

  • Was ist dein Lieblingstier?
  • Welches Tier kann fliegen / schwimmen / klettern / hüpfen / schnell laufen?
  • Wo lebt dieses Tier?
  • Was mag dieses Tier zu Fressen?
  • Welche Geräusche macht dieses Tier?

Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie es dem Buch ergangen ist. In der Zwischenzeit bin ich gespannt auf Berichte, was ihr mit diesem Buch erlebt habt.

Sara Ball: Krogufant. Beltz&Gelberg 2011. ab 4 Jahren. 9,95 Euro