Bilder, Bilder, Bilder: Die Lange Nacht der Illustration

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Am 31. August fand in Berlin die „Lange Nacht der Illustration“ statt. Mehr als 100 Illustratoren öffneten ihre Ateliers oder brachten ihre Werke in Buchläden, um sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. In den Stadtteilen Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln, Pankow, Mitte und Schöneberg befanden sich Stationen. Ich machte mich zuerst auf den recht weiten … Weiterlesen

Urzeitroboter 3. Teil: „10 kleine Schafe“ von Franziska Gehm und Marina Rachner

Das nächste Buch auf der Nominierungsliste des „Urzeitroboters“ passt sehr gut in meine Überlegungen zum Blog. Es ist in Reimen geschrieben und über gereimte Bilderbücher denke ich schon länger nach.

Seit dem Erfolg des „Grüffelo“ scheint es ein Muss für erfolgreiche Werke in diesem Bereich zu sein, Geschichten in Verse zu verpacken – ohne lyrisch zu sein. Dabei finde ich die Inflation des Reimens ein wenig nervig, denn oft genug funktionieren die Verse nicht besonders gut. Der Rhythmus holpert, hässliche Wörter und Lautmalereien müssen Lücken büßen, die Geschichten verschwinden hinter der unbedingt gewollten Melodie.

Bei „10 kleine Schafe“ funktionieren die Reime jedoch ganz gut. Das Buch greift das vielfach verwendete Zehner-Motiv auf, um Kinder an das Zählen, kombiniert mit der Herausstellung von Farben, heranzuführen. Auf jeder Seite wird ein Schaf mit einer bestimmten Aktivität zu einer Gruppe hinzugefügt. Am Ende trennt sich das Schafgespann wieder und die Individualität jedes Tiers wird noch einmal hervorgehoben, um die Geschichte von vorn beginnen zu lassen.

Einige Reime bestätigten ansatzweise meine Vorurteile gegenüber diesem Bilderbuchprinzip, brachten mich aber auch zum Nachdenken über die Funktionsweise gereimter Bilderbücher, z.B. dieser: „Es waren mal 6 Schafe. Das 6. Schaf war pink. // Sein Lieblingsspiel war Bocksprung, denn es sprang weit und flink. // Mit großem Anlauf und viel Schwung, im schnellen Schafsgalopp, // sprang es über jedes Schaf, hü-hüpf, hü-hepp, hü-hopp.“

Ich fragte mich, was Kinder wohl mit dem Wort „Bocksprung“ anfangen? Oder „Schafsgalopp“? Da kommen dann die Illustrationen ins Spiel. Sie zeigen ja die Situation, zu der die Worte passen und so erschließt sich auch das Wort „Bocksprung“. In der Kombination von Text und Bild wird dann das lustige Potential von „10 kleine Schafe“ deutlich: Die Protagonisten sind sehr fröhlich, lachen viel, haben Spaß bei ihren Aktivitäten. Die Farben der Bilder sind sehr angenehm fürs Auge. Die Reime unterstützen den Eindruck des Spielerischen, der dem ganzen Buch anhaftet. Und so erklärt es sich, dass unser Sohn, der normalerweise recht sparsam mit wertenden Kommentaren umgeht, tatsächlich äußerte: „Mama, das ist lustig!“ – ohne dass ich eine Wertung durch Lachen oder das Verstellen der Stimme vorgegeben hätte.

Mein Fazit: „10 kleine Schafe“ spricht Kinder durch einen sehr spielerischen Eindruck perfekt an. (plus) Der Humor ist hier fröhlich, bunt, hell, freundlich. (neutral) Das Buch greift auf viele bewährte Rezepte zurück. (neutral) Es erschien 2011 in der zweiten Auflage. (neutral)

Franziska Gehm und Marina Rachner: 10 kleine Schafe. Von 1 bis 10 im Schafumdreh’n. Loewe Verlag 2011. ab 2 Jahren. 7,95 Euro.