Das richtige Buch zur richtigen Zeit: „Der Schiet und das Frühjahr“ von Andrus Kivirähk

DerSchietHeute freue ich mich sehr, ein Buch vorstellen zu können, das mich auf den ersten Blick begeistert hat. Es gab so einen kleinen Funken zwischen uns und es passt alles gut zusammen.

Das Buch kommt aus Estland und versammelt 14 Kurzgeschichten für kleine Leute ab 4 Jahren rund um erstaunlich lebendige und ein bisschen verrückte Gegenstände: eierlegende Socken, kannibalistische Heizungen, klammernde Jacken oder kommunizierende Eisflecken. Da steckt viel Humor in den Ideen!

Und Mitgefühl: In der Titelgeschichte beispielsweise sucht ein Hundehaufen einen Platz zum Leben und eine Partnerin. Der arme Haufen ist einsam und braucht Gesellschaft. In Berlin gibt es viele Hundehaufen, mit denen er sich zusammen tun könnte. Die Idee der Geschichte, dass er eine Löwenzahnblüte als Lebensgefährtin findet, scheint mir da aber menschenfreundlicher.

Der Willegoos-Verlag, der mir den herrlichen Band angeboten hat, wirbt damit, dass das Buch das Zeug zum Klassiker habe. Da bin ich einverstanden! Sehr einverstanden bin ich auch mit den Ansprüchen des Verlags, nachhaltige und umweltfreundliche Bücher zu produzieren. So ist „Der Schiet und das Frühjahr“ auf Recyclingpapier gedruckt, ohne Folien, mit mineralölfreien Druckfarben und hergestellt in Berlin (und nicht in China!) .

Durch meine Begeisterung bin ich nun auch ein bisschen früh in der Ankündigung, denn das Buch erscheint erst am 01. März! Aber auf den Frühling warten ja auch alle ungeduldig und in diesem Jahr wird die Geduld auch nicht auf die Probe gestellt. Also rufe ich schon mal ohne schlechtes Gewissen euch zu: Wartet auf den „Schiet und das Frühjahr“!

Andrus Kivirähk: Der Schiet und das Frühjahr. Mit Illustrationen von Meike Teichmann. Willegoos-Verlag Potsdam 2015. 14,95 Euro. Ab 4 Jahren.

Poetisches Gärtnern für Kinder: „Das Tomatenfest“ von Satomi Ichikawa

tomatenfestZu Ostern haben wir die Großeltern besucht, die einen üppigen und großen Garten ihr eigen nennen. Meine Mutter ist eine sehr engagierte Gärtnern und bezieht ihren Enkel gerne in die Gartenarbeit ein, was ich sehr schön finde. So hatte unser Sohn im letzten Jahr ein eigenes kleines Beet mit Salat, Möhren, Radieschen und Erbsen. Im Gewächshaus liebt er es zu gießen und die kleinen Pflänzchen unter Wasser zu setzen. Die Tomaten wuchsen sehr gut im letzten Jahr.

Beim Moritzverlag bin ich nun auf eine Neuerscheinung gestoßen, die diese ersten Gärtnererfahrungen in eine schöne Geschichte und ein bisschen exotische, aber dennoch vertraute Bilder kleidet: „Das Tomatenfest“ von Satomi Ichikawa. Ein Tomatenpflänzchen aus dem Supermarkt findet bei dem Mädchen Hana ein neues Zuhause. Sie hegt, pflegt und beschützt es. Sogar in die Ferien zu ihrer Oma muss die Tomatenpflanze mit. Dort pflanzen sie sie in den Gemüsegarten und bald sieht Hana erste kleine Tomatenkugeln. Auch ein schlimmer Sturm kann ihnen nichts anhaben. Endlich sind die Tomaten rot und reif. Hana ist stolz und fühlt sich jetzt wie eine richtige Gärtnerin. Was wird sie wohl im nächsten Jahr pflanzen?

Mit dieser Geschichte können wir unsere eigenen Gartenerfahrungen wieder erkennen. Das Buch zeigt, dass man die Freude über die eigenen, gepflegten Gewächse mit anderen teilen kann und sie dadurch umso größer wird. Sehr interessant ist der Blick einer in Paris lebenden Japanerin auf das Thema – Pflanzt man in Japan auch Tomaten an? Welche Bedeutung hat das Gärtnern dort? – und ihre Umsetzung der Geschichte in Bildern, die zwischen leicht europäisierten Gesichtern und japanischen Zeichenstrichen schwanken. Gut gefällt mir außerdem, dass das Buch sachliche Informationen über eher alltägliche Handlungen mit einer poetischen Sprache verbindet. Kinder lernen darin etwas über die Welt, ohne mit einer trockenen Sachbuchsprache konfrontiert zu sein.

Mit „Das Tomatenfest“ kann nun wirklich der Frühling (oder gleich der Sommer) kommen!

Satomi Ichikawa: Das Tomatenfest. Aus dem Französischen von Eva Ziebura. Moritzverlag 2013. ab 4 Jahren. 12,95 Euro.

Kinderbücher global: „Caillou“ von Christine L’Heureux und Hélène Desputeaux

caillouAnfang des Jahres hatten wir das Vergnügen, eine Reise zu unternehmen. Es war die erste Reise für unseren Sohn mit dem Flugzeug. Das war aufregend. Neben den Abläufen am Flughafen und dem ganzen Drumherum um das Fliegen, war auch das Unterhaltungsprogramm im Flugzeug sehr spannend. Wir haben das erste Mal ein Computerspiel ausprobiert. Und haben Caillou kennen gelernt. Er ist kosmopolitischeren Freunden von mir, die aufgrund von binationalen Partnerschaften öfters zwischen Kontinenten hin- und herreisen, schon lange ein Begriff.  Mir fernsehabstinenter Mutter – seit 1998 gibt es eine kanadische Serie, die auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird – war er noch ganz unbekannt.

Caillou ist ein vierjähriger Junge, der fasziniert die Welt entdeckt und von seiner Familie und seinen Freunden durch diese geführt wird. Der Aufbau und das „Strickmuster“ der Geschichten erinnert mich an die „Bobo-Siebenschläfer-Reihe“, nur für etwas ältere Kinder: Der Protagonist meistert in den Episoden alltägliche Herausforderungen. Er bietet viel Identifikationspotential. Unterstützt wird er von seinen Eltern, die immer gute Lösungen parat haben und somit den Vorlesern als Vorbild und Ideengebern dienen können.

Während des Flugs habe ich mir überlegt, warum Turkish Airlines, diese Serie für ihr Unterhaltungsprogramm ausgewählt haben könnte. Ob Caillou unabhängig von der Heimatkultur der ZuschauerInnen funktioniert? Spricht er Kinder egal welcher Herkunft an? Eigentlich sind Erziehungsstile und Kindheiten ja durchaus kulturabhängig. In welchem Maße gilt das auch für Kinderbuchfiguren und Geschichten? Anderen Sprachen gegenüber sind Kinder ja viel aufgeschlossener als Erwachsene. So ist unser Sohn auch sehr bereitwillig dem Englisch gefolgt, das in der Serie gesprochen wurde. Vertrauen auch andere Airlines dieser recht erfolgreichen Figur? Fragen über Fragen, die weiter gereiste und in mehr als einer Kultur aufgewachsene Menschen vielleicht beantworten können. Für Expertenmeinungen bin ich sehr dankbar.

Christine L’Heureux und Hélène Desputeaux: Caillou und der verregnete Tag. Panini-Books 2008. ab 3 Jahren. 6,95 Euro. Die Reihe umfasst 16 Bände.

P.S.: Die Autorschaft der Serie ist etwas unklar. Es scheint einen Streit zwischen den ErfinderInnen der Serie und späteren Rechteinhabern zu geben – siehe die Webseite von Hélène Desputeaux.

Eine Weihnachtsgeschichte mit viel Exotik: „Babar und der Weihnachtsmann“ von Jean de Brunhoff

In den letzten Tagen habebabar weihnachtsmann ich mir ein paar Gedanken über Weihnachtsbücher gemacht. Und dabei leider keine Ordnung in meine Gedanken bekommen. Ich hätte euch gerne eine Systematik präsentiert, aber die habe ich nicht  gefunden. Es gibt so viele Weihnachtsgeschichten und ich habe bisher nur eine Handvoll gelesen. So habe ich mich entschieden, mal zwei unterschiedliche Bücher vorzustellen, die das Spektrum der Weihnachtsgeschichten repräsentieren. Beide bedienen sehr unterschiedliche Geschmäcker und die „idealen Weihnachtsbücher“ sind sie für mich nicht unbedingt, sie bieten eher Stoff für Diskussionen.

Los geht’s mit einem sehr ausgefallenen, exotischen Buch und einer berühmten und umstrittenen Figur, nämlich Babar, der Elefant.

Einem breiten Publikum bekannt geworden ist der Elefant durch Fernseh- und Zeichentrickserien. Die erste Geschichte in Buchform erschien 1931 (L’histoire de Babar) in Frankreich und erzählt das Schicksal eines Elefantenwaisenjungen. Nach der Ermordung seiner Mutter durch Jäger landet Babar in einer Stadt. Dort nimmt ihn eine alte Frau unter ihre Fittiche und erzieht ihn wie ein Menschenkind. Als junger Mann kehrt er in den Urwald zurück. Da der alte König der Elefanten an einer Pilzvergiftung gestorben ist, nimmt Babar dessen Platz ein. Er macht seine Cousine Celeste zur Königin. Er gründet die Stadt Celesteville, wo die Elefanten nach dem Vorbild der menschlichen Zivilisation leben. Sieben Geschichten über den Elefantenkönig und seine Freunde schrieb Jean de Brunhoff bis 1941, später wurde die Serie durch seinen Sohn fortgesetzt.

In „Babar und der Weihnachtsmann“ hört der Affe Zephir von einem geheimnisvollen alten Mann, der Kindern Geschenke bringt. Er berichtet den Elefantenkindern in Celesteville davon und schlägt vor, diesen sogenannten Weihnachtsmann einzuladen. Leider bekommen die kleinen Elefanten keine Antwort auf ihren Einladungsbrief und so beschließt König Babar, sich auf die Suche nach dem Weihnachtsmann zu machen. Er fährt zuerst nach Paris und erfährt dort von einem Professor, dass der alte Mann mit dem weißen Bart in einem Ort namens PRIMNESTWE lebt. Babar macht sich auf die Reise dorthin und nimmt einen kleinen Hund mit, der gut schnüffeln und Spuren finden kann. Und tatsächlich findet  der Hund die richtige Spur und einige Bergzwerglein, die die Weihnachtshöhle bewachen. Durch einen dramatischen und gleichzeitig glücklichen Zufall landet Babar an seinem Ziel und er kann den Weihnachtsmann fragen, ob er ins Land der Elefanten mitkommen möchte. So ergibt es sich, dass der alte Mann einen Erholungsurlaub in Afrika unternimmt.

So exotisch diese Reise des Weihnachtsmannes anmutet, so ausgefallen erscheint das ganze Buch. Es kommt in einem großen Format daher, als Schriftart wurde eine Schreibschrift gewählt, eine Art Schulausgangssschrift mit französischen Buchstaben. Die sehr flächigen Illustrationen schaffen eine leichte und helle Atmosphäre, die sich stark abhebt von all den gemütlichen, anheimelnden, weich gezeichneten Bildern, die man sonst in Weihnachtsbüchern so findet. Gut gefällt mir dabei eine Doppelseite, auf der die Weihnachtshöhle mit viele Kammern und Aufzügen abgebildet ist.

Skeptisch bin ich, was die „Ideologie“ der Geschichte angeht. Es wird stark hervorgehoben, dass der Weihnachtsmann vor allem eingeladen wird, weil er Spielzeuggeschenke bringt. Zudem haftet den Babar-Geschichten ein bitterer Beigeschmack an, denn man kann ihnen durchaus den Vorwurf eines kolonialistischen Blicks machen. Der Elefantenkönig Babar bringt den armen Wilden in Afrika die Kultur aus Europa. Nun muss sogar der europäische und menschliche Weihnachtsmann das Fest der Elefanten bereichern. Da sollte ich mich mal noch nach einem Buch umschauen, in dem Weihnachtsbräuche aus verschiedenen Kulturen vorgestellt werden.

Jean de Brunhoff: Babar und der Weihnachtsmann. Diogenes Verlag 3. Auflage 2006. 19,90 Euro. ab 5 Jahren. 

Nochmal Japan: Erzählkunst

Neben den Eisenbahnbüchern machte mich meine Freundin in Japan noch auf ein weiteres kulturelles Phänomen aufmerksam, das in der japanischen Kinderliteratur und Populärkultur eine Rolle spielt und mich sehr fasziniert hat: das Kamishibai, japanisches Papiertheater.

Entstanden ist diese Form des öffentlichen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Süßigkeitenverkäufer fuhren mit dem Fahrrad durch die Dörfer und Städte. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt, in die er die Geschichtstafeln einlegte und seine Geschichten vortrug. Mit einem Bühnenmodell aus Holz entsteht so eine angeleitete gesellige Form des Erzählens, in dem eine kindorientierte Geschichte in szenischer Abfolge von Bildern präsentiert wird. Die Vorstellung war jeweils kostenlos, den Unterhalt verdiente sich der Erzähler mit dem Verkauf von Süßigkeiten.

Mit der Einführung des Fernsehens verschwand diese Kunst des Erzählens. In Deutschland setzen es GrunschullehrerInnen und ErzieherInnen heute manchmal ein, um das Geschichtenerzählen zu fördern. Insbesondere Märchenerzählungen können so durch Bilder ergänzt werden. Es gibt auch bei uns Kamishibai-Rahmen und Bildkarten zu kaufen.

In Allen Says Geschichte „Kamishibai Man“ wird von einem alten Mann berichtet, der früher als Kamishibai-Erzähler seinen Lebensunterhalt verdiente. Er denkt voller Melancholie an sein früheres Leben und beschließt, noch einmal als Kamishibai-Erzähler in die Stadt zu fahren. Dabei macht er erstaunliche Entdeckungen. Leider wurde dieses Buch noch nicht ins Deutsche übersetzt. Ich bin aber sehr neugierig darauf und werde es mir noch anschauen. Und außerdem würde ich sehr gerne mal ein Kamishibai ausprobieren. Aber damit warte ich lieber noch bis die Tage kürzer, die Abende länger und die Sonntage richtig verregnet werden …

Allen Say: Kamishibai Man. Houghton Mifflin Verlag 2005. ab 4 Jahren. 13,20 Euro.

Unser Bücherparadies wäre … Japan: Jede Menge Eisenbahnbücher

Eine Freundin aus Frankreich lebt gerade in Japan. Sie hat sich in der dortigen französischen Community umgehört und eine Mutter getroffen, die von ihren Kinderbucherfahrungen erzählt hat. Hier ihr Bericht (mit fiktiven Namen):

Catherine und Pierre (6 Jahre) lesen meist französische Kinderbücher vor, obwohl Pierre  in den japanischen Kindergarten geht und bald die Grundschule in Kyoto besuchen wird. Für Catherine ist es schwierig, japanische Kinderbücher vorzulesen, weil es nicht ihre Muttersprache ist. Sie meint, wenn sie stottert oder stammelt, ist Pierre gleich nicht mehr am Buch interessiert. Trotzdem haben sie auch japanische Bücher in ihrem Regal, die ihnen gut gefallen. Und das sind – sehr zu unserer Freude – vor allem Eisenbahnbücher! Da das Zugsystem in Japan mindestens genauso gut ausgebaut ist wie in Deutschland, scheint dieses Genre dort recht weit verbreitet zu sein und die Ästhetik der Bücher gefällt mir sehr gut. Aber seht selbst, denn meine Freundin hat uns ein ganz tolles Exemplar geschenkt, von dem ich sehr begeistert bin:

でんしゃでいこう Densha de ikoo („Fahren wir mit dem Zug!“) von Masae Naokata (Hisakata Verlag, 2001) — ab 3 Jahren. Das Buch gefällt mir, ohne dass ich seinen Text kenne. Ich muss noch eine Japanerin / einen Japaner in Berlin finden, die / der uns das Buch übersetzt. Es kann in beide Richtungen gelesen werden und somit fällt nicht besonders auf, dass japanische Bücher eigentlich von hinten nach vorne gelesen werden. Das Buch imitiert eine Zugstrecke, der Zug fährt immer hin und zurück. Mein Sohn liebt diese Vorhersehbarkeit der Ereignisse und mag es außerdem sehr, Linien mit dem Finger nachzufahren, was bei diesem Buch sehr gut möglich ist. Catherine meint, dass der Text ziemlich einfach auf Japanisch vorzulesen ist, da es viele Lautmalereien wie „de-de-do-do“ gibt. Interessant ist übrigens auch, dass jeder Zug in Japan sein eigenes Geräusch macht – in Frankreich machen alle Züge „tchou-tchou“, in Deutschland „tsch-tsch-tsch“! Der Zug in dieser Geschichte fährt durch japanische Landschaften und die vier Jahreszeiten. Kleine Fenster sind aufgeschnitten für Tunnel! Die Tunneldurchfahrten strukturieren die Seiten und bereiten die Ausblicke auf die Landschaften vor. Die Landschaftsbilder erinnern an den berühmten, traditionellen japanischen Maler Hokusai. Die Figuren, die als Passagiere im Zug mitreisen, haben hingegen etwas Comichaftes im Stil von Hergé an sich. Mein Sohn und ich, wir hatten jedenfalls schon von viel Freude mit diesem japanischen Bücherschatz und meiner Meinung nach fehlt ein solches Buch auf dem deutschen Kinderbüchermarkt!

Catherine und Pierre haben noch weitere Zug- und Verkehrsbücher in ihrem Bücherregal, die ich euch auch gerne noch vorstellen möchte:

カンカンカンでんしゃがくるよ Kan-kan densha ga kuruyo („Kan-kan, hier kommt der Zug!“) von Mitsuo Tsuda (Shin Nihon Shuppansha Verlag, 1990) — ab 3 Jahren. Noch eine Zuggeschichte! Zwei Freunde, ein Elefant und ein Kaninchen stehen am Bahnübergang und verschiedene Züge (nochmal mit unterschiedlichen Geräuschen) fahren vorüber.

うみへいくピン・ポン・バス Umi eku ping-pong bassu („Die Ping-Pongs fahren nach Umi mit dem Bus“) von Fumiko Takeshita (Text) und Mamoru Suzuki (Bilder) (Kaiseisha Verlag, 2004) — ab 3 Jahren. Zum Schluss noch ein Verkehrsbuch, dieses Mal mit einem Bus als Transportmittel. Dieses Buch erzählt die Reise einer Familie (Eltern + 1 Sohn + 1 Tochter) zum Strand. Die Bilder sind nette Gemälde und der Bus fährt durch die Stadt und dann über Land.

Herzlichen Dank an Magali für die Vorstellung der Bücher und die Bilder! Der Bericht geht noch weiter. In den nächsten Tagen gibt es eine Fortsetzung zur japanischen Kinderliteratur.

Kinderbücher aus aller Welt. Eine neue Reihe im Blog

Ich habe selbst zwei Mal längere Zeit im Ausland gelebt. Ich bin sehr gerne in andere Kulturen eingetaucht, die natürlich in Büchern ideal präsentiert werden. Besonders spannend stelle ich es mir vor, mit einem kleinen Kind im Ausland zu leben.

Um etwas über dieses Leben und die Welt der Kinderbücher in anderen Ländern zu erfahren, möchte ich gerne eine kleine Reihe ins Leben rufen. Ich möchte über Eltern berichten, die im Ausland leben und von ihren Erfahrungen mit fremdsprachigen Kinderbüchern erzählen. Ein paar Anknüpfungspunkte habe ich schon, würde mich aber sehr freuen, wenn sich noch Leser des Blogs bei mir melden würden.

Also: Falls ihr gerade im Ausland lebt, schreibt mir, welche Bücher des Gastlandes ihr euren Kindern vorlest, welche Beobachtungen ihr zur Kinderliteratur, besonderen Titeln, Vorlesegewohnheiten bei einheimischen Familien und in Betreuungseinrichtungen gemacht habt. Zusammen mit euch würde ich dann gerne Beiträge erarbeiten. Wie so ein Beitrag aussehen kann, erfahrt ihr in den nächsten Tagen am Beispiel eines Berichts über japanische Kinderbücher. Ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen!

Fliegen lernen: „Wolkenbrot“ von Baek Hee Na und Kim Hyang Soo

Fliegen ist faszinierend. Und hier kommt eine neue Art, es zu lernen! Man nehme: eine kleine Wolke, warme Milch und Wasser, Hefe, Salz und Zucker. Dann den Teig kneten, Brötchen formen und ab in den Ofen. Fertig sind die goldgelben, superleichten Wolkenbrötchen. Und wenn man diese isst, dann kann man fliegen! Durch die Stadt und den Regen, über den Verkehrsstau hinweg, zwischen Stromkabeln, auf denen die Spatzen sitzen, hindurch, zum 20. Stockwerk des Bürohochhauses, in dem der Papa arbeitet, auf die Dächer um dort ein Picknick zu machen.

Eine solche wunderbare Geschichte von zwei Kindern und ihrer Mutter, die die Wolkenbrötchen erfinden und damit ihrem Vater im Alltag helfen, erzählt das grandiose Buch „Wolkenbrot“. Neben der zauberhaften Idee mit den Wolkenbrötchen besticht es vor allem durch die ungewöhnliche Illustrationstechnik: Kleine gezeichnete Papierfiguren wurden in puppenstubenhaft anmutenden Umgebungen fotografiert. So wirken die Bilder echt und fantasiehaft zugleich. Wunderschöne Lichteffekte konnten aufgenommen werden. Man staunt über die kleinen und liebevollen Details, die die Küchenausstattung ausmachen. Zudem leuchtet das Bild sofort ein, dass man ein Stück Watte, welches eine Wolke darstellen kann, gut in einer Schüssel zu einem Teig verarbeiten kann.

In diesem Sinn empfehle ich an grauen, regnerischen Tagen die Zubereitung von Wolkenbrötchen!

Baek Hee Na und Kim Hyang Soo: Wolkenbrot. mixtvision Verlag 2009. ab 3 Jahren. 13,90 Euro.

Noch ein Monstermädchen: „Marie und die Nachtmonster“ von Marjane Satrapi

Während das Mädchen Carola aus Kurt Krömers und Jakob Heins „Gute Nacht, Carola“ mich ziemlich genervt hat, bin ich sehr begeistert von der kleinen Marie aus „Marie und die Nachtmonster“ von Marjane Satrapi. Die iranische Autorin und Zeichnerin kannte ich durch ihren beeindruckenden Comic „Persepolis“, der 2004 Furore machte. Ihr Kinderbuch ähnelt mit seinen einfachen und klaren Strichen den Comic-Bildern, ohne dabei ebenso düster zu wirken. Die Nachtmonster sind sehr schelmisch gezeichnet. Ein Katzenkönig aus der Geschichte erinnerte mich an ein „Kultbuch“ aus meiner Kindheit: „Das Katzenhaus“ von Samuil Marschak und Erich Gürtzig.

Maries strahlende Augen nehmen den Betrachter rasch gefangen. So sympathisch wie ihr Gesichtsausdruck ist auch ihre Geschichte erzählt. Marie fürchtet sich vor den Nachtmonstern. Um dieses Problem zu lösen, schneidet sie den Mond aus, sperrt ihn in einen Käfig und bewahrt sein Licht in ihrem Zimmer auf, denn die Monster kommen nur in der Dunkelheit. Ohne Mondlicht können die Katzen jedoch keine Mäuse mehr jagen und die Ratten übernehmen die Herrschaft in der Stadt. Der Katzenkönig sucht gemeinsam mit Marie eine Lösung, die die beiden auch finden, die hier aber nicht verraten werden soll. Besonders imponiert hat mir an der Geschichte der kleinen Marie, das sie zuerst ihr Monster-Problem allein löst, dann aber auch bereit ist, sich helfen zu lassen, als sich herausstellt, das ihre Lösung Nachteile für andere hat. Diese Heldin, die ihre Ängste nicht wegquatscht, ist mir viel lieber als ein Mädchen, das mit ihrer angeblichen Furchtlosigkeit ihre Umwelt in Angst und Schrecken versetzt.

Marjane Satrapi: Marie und die Nachtmonster. Bloomsbury Verlag 2007. ab 4 Jahren. 12,90 Euro.

Mehr Maulwürfe! „Paula und Paula“ von Roslyn Schwartz

Vor einiger Zeit wurden beim „Sandmännchen“ mehrere Monate lang wöchentlich Episoden mit den Abenteuern der zwei kleinen Maulwürfe „Paula und Paula“ gezeigt, die wir sehr mochten. Die beiden Krabbler und Wühler hatten einen guten Blick für Naturerscheinungen, erklärten natürliche Phänomene, stellten alltagsphilosophische Fragen und zeigten, wie viele Entdeckungen man in der Natur machen kann. Die TV-Cartoons basieren auf den Erzählungen „The Mole Sisters“ der kanadischen Autorin Roslyn Schwartz. Auf englisch gibt es eine Sammlung mit vielen Abenteuern von „Paula und Paula“, leider nicht auf deutsch. Wir warten sehnsüchtig darauf … Normalerweise werden Fernsehformate in den verschiedensten Kanälen vermarktet. Zu jeder Kinderfernsehserie gibt es auch Bücher. Leider nicht von „Paula und Paula“. Warum?

Roslyn Schwartz: The complete adventures of the mole sisters. Annick Press 2004. ab 2 Jahren. 15,99 Euro.